«Ups, meine Fenster sind dreckig»
FRÜHLINGSPUTZ Mit dem frühlingshaften Wetter wollen die Leute Frische in ihre Wohnung bringen, sagt Felicitas Fallegger, Regionaldirektorin bei Putzfrau.ch.
Es ist Frühling, rennen Ihnen die Kunden die Türen ein?
Felicitas Fallegger: Das kann man so sagen. Das Bedürfnis nach einem Frühlingsputz kommt mit den ersten Sonnenstrahlen. Dann merken die Kunden: «Ups, meine Fenster sind dreckig.» Sie verspüren dann den Wunsch, die Altlasten vom Winter loszuwerden und Frische in ihre Wohnung zu bringen. Wir putzen aber keine Fenster bei Temperaturen
unter zehn Grad.
Weshalb?
Es dauert länger, bis die Fenster trocknen, und unsere Frauen werden schneller krank, weil sie bei der anstrengenden Arbeit schwitzen.
Die Putzmittelhersteller erfinden immer wieder neue Wundermittel. Was halten Sie von denen?
Die meisten Leute haben zu viele Putzmittel zu Hause, daran ist die Werbung schuld, denn jeder will nur das Beste vom Besten. Eigentlich reichen aber vier, um den ganzen Haushalt abzudecken: ein gutes Spülmittel, ein Entkalker, ein Bodenmittel und ein Putzstein, der Chromstahloberflächen versiegelt, damit der Schmutz weniger gut haftet.
Das Putzen von Rollläden ist eine mühselige Arbeit. Haben Sie einen Geheimtipp, damit es möglichst einfach geht?
Für Fensterlamellen habe ich noch kein Patentrezept gefunden, auch wenn zahlreiche Firmen immer wieder neue Werkzeuge erfinden. Am Ende muss man in den Ecken doch mit dem Lappen nachwischen. Also bleibt nichts anderes als das: Grundreiniger auf die Lamellen sprühen, einwirken lassen, mit Mikrofasertüchern reinigen.
Putzen Sie zu Hause selbst?
(lacht) Ich putze, ehrlich gesagt, nicht ungern. Also habe ich auch noch selbst geputzt, nachdem ich die Leitung der Regionalagentur von Putzfrau.ch übernommen hatte. Doch irgendwann fand mein Partner, es könne doch nicht sein, dass ich den Leuten Putzhilfen vermittle, während er auf mich verzichten müsse, weil ich selbst putze.
Dann haben Sie also nicht zu zweit geputzt?
Nein, denn mein Partner hatte nebst seiner Arbeit und dem Amt als Hauswart keine Zeit.
«Mieter geben ihre Schlüssel lieber in die Hände einer Frau.» Felicitas Fallegger, Putzfrau.ch
Sie haben 145 Frauen, die 740 Haushaltungen in der Region Winterthur und Schaffhausen regelmässig reinigen. Arbeiten keine Männer bei Ihnen?
Nein, bisher nicht. Das hat mit den Privathaushaltungen zu tun. Mieter und Hausbesitzer geben ihre Schlüssel generell immer noch lieber in die Hände einer fremden Frau als in die eines Mannes. Ich wäre aber durchaus bereit, Männer einzustellen, sofern ihnen ein Teilzeitpensum genügen würde.
Heute leisten sich die Leute eher eine Putzhilfe als früher. Teilen Sie diesen Eindruck?
Das kann ich bestätigen. Früher waren es die eher Wohlhabenden. Heute zieht sich das Bedürfnis durch alle Schichten hindurch. Angefangen bei der WG, die sich wegen des Putzens nicht streiten will, über junge Paare bis hin zu Familien. Wer wenig Geld hat, verzichtet lieber mal auf etwas anderes.
Worauf führen Sie das zurück?
Die Zeit wird immer wertvoller und die Leute haben immer mehr zu erledigen. Hat man dann einmal Zeit für sich, will man sie bewusst nutzen und überlegt sich, welche Pflichten man abgeben kann. Das ist dann meistens das Putzen.
Kann man überhaupt lustvoll putzen, so wie es die Werbung suggeriert?
Ich glaube schon, dass man das kann. Das Putzen kann auch eine meditative Komponente haben. Man hat Zeit für sich, kann Musik hören und den Gedanken freien
Lauf lassen. Die Arbeit wird sehr geschätzt. Und dann hat sie noch einen netten Nebeneffekt: Sie ist Gratisfitness.
Interview: Nadja Ehrbar